Europäischer Aal – Fisch des Jahres 2025

Ein außergewöhnlicher Wanderfisch im Kampf ums Überleben

Der Europäische Aal (Anguilla anguilla) ist mehr als nur ein Fisch – sein einzigartiger Lebenszyklus, seine jahrhundertealte Bedeutung als Speisefisch und seine beeindruckenden Wanderungen über Tausende von Kilometern machen ihn zu einer der faszinierendsten Tierarten unserer Gewässer. Doch dieser besondere Wanderfisch ist stark bedroht, weshalb er zum Fisch des Jahres 2025 gekürt wurde.

Dec. 12, 2024
daniel_logo Daniel Altiparmak

Der Europäische Aal ist seit jeher ein fester Bestandteil unserer Flüsse, Seen und Küstengewässer. Einst war er so häufig, dass junge Aale, die sogenannten Glasaale, sogar als Dünger auf Felder geschaufelt wurden. Heute hingegen gelten seine Bestände als stark gefährdet. Seit den 1980er-Jahren sind rund 90 Prozent der Glasaale im gesamten Verbreitungsgebiet verschwunden. Der Aal ist damit ein Sinnbild für den dramatischen Rückgang zahlreicher Fischarten in unseren Gewässern.

Was den Europäischen Aal so einzigartig macht, ist sein komplizierter Lebenszyklus. Der Kreislauf beginnt in der fernen Sargassosee im Westatlantik, wo er laicht und stirbt. Die Larven, die sogenannten Weidenblattlarven, werden mit den Meeresströmungen über Tausende von Kilometern nach Europa getragen. An den Küsten angekommen, wandeln sie sich zu nahezu durchsichtigen Glasaalen, die in Binnengewässer aufsteigen und dort als Gelbaale viele Jahre verbringen. Sobald sie ihre Geschlechtsreife erreicht haben, werden sie zu Silberaalen, ihr Körper färbt sich dunkler und ihre Augen werden größer. Ohne Nahrung aufzunehmen, treten sie eine monatelange Rückreise in die Sargassosee an, um dort für den Fortbestand der Art zu sorgen.

Diese außergewöhnliche Wanderung und die damit verbundenen Bedürfnisse machen den Aal besonders empfindlich gegenüber Störungen. Wanderhindernisse wie Wehre und Staustufen, Gewässerverschmutzung, Lebensraumverluste, Überfischung, der eingeschleppte Schwimmblasenwurm sowie illegale Fang- und Schmuggelaktivitäten setzen dem Aal stark zu. Der weltweite illegale Handel mit Glasaalen, die in Asien zu Höchstpreisen gehandelt werden, ist eines der größten Wildtierverbrechen unserer Zeit.

Mit der Auszeichnung zum Fisch des Jahres 2025 soll auf die prekäre Lage des Europäischen Aals aufmerksam gemacht werden. Nur durch strengere Schutzmaßnahmen, eine verbesserte Durchgängigkeit unserer Gewässer, den Verzicht auf Aalverzehr sowie ein konsequentes Vorgehen gegen illegalen Handel besteht die Chance, diesen faszinierenden Wanderfisch für zukünftige Generationen zu bewahren. Der Europäische Aal braucht unsere Aufmerksamkeit und unseren Einsatz, um seine jahrtausendealte Reise zwischen Sargassosee und europäischen Flusssystemen weiterhin antreten zu können.

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