
Aal
Der Europäische Aal (Anguilla anguilla) ist ein faszinierender Wanderfisch mit einem schlangenartigen Körperbau und einem komplexen Lebenszyklus. Er zählt zur Familie der Flussaale (Anguillidae) und verbringt einen Großteil seines Lebens in Binnengewässern Europas, bevor er zur Fortpflanzung in die über 5.000 Kilometer entfernte Sargassosee im Atlantik wandert. Der Aal ist dämmerungs- und nachtaktiv, ernährt sich räuberisch und ist besonders anpassungsfähig an verschiedene Lebensräume – von klaren Bächen bis hin zu trüben Kanälen.
Lebensraum
Aale leben in langsam fließenden oder stehenden Gewässern mit weichem Boden und vielen Verstecken wie Wurzelwerk, Steinen oder Laubansammlungen. Sie sind extrem anpassungsfähig und können sowohl in Süß- als auch in Brackwasser überleben. Während ihrer Jugendjahre (als „Gelbaal“) halten sie sich in Binnengewässern auf, bevor sie sich zum „Blankaal“ umwandeln und die Rückreise ins Meer antreten.
Aussehen
Der Körper des Aals ist langgestreckt, schlangenartig und von einem glitschigen Schleimfilm überzogen. Die Farbe variiert je nach Lebensstadium: Jungtiere sind durchscheinend (Glasaale), ältere Aale sind olivbraun bis grünlich auf dem Rücken und silbrig-weiß am Bauch. Die After-, Schwanz- und Rückenflosse bilden einen durchgehenden Flossensaum. Die Brustflossen sind klein, Bauchflossen fehlen. Die Augen des Blankaals sind stark vergrößert und silbern umrandet – ein Merkmal seiner Wanderbereitschaft.
Sozialverhalten
Aale sind Einzelgänger und leben versteckt. Tagsüber verkriechen sie sich in den Boden oder unter Steinen und Wurzeln, um nachts auf Nahrungssuche zu gehen. Sie zeigen ein ausgeprägtes Standortverhalten und kehren häufig an ihren Unterschlupf zurück.
Fortpflanzungsverhalten
Die Fortpflanzung des Aals ist eines der größten Naturgeheimnisse. Der Aal wandert zum Laichen bis in die Sargassosee, ein Gebiet im westlichen Atlantik. Nach dem Ablaichen sterben die Elterntiere. Die geschlüpften Larven (Weidenblattlarven) treiben mit dem Golfstrom über mehrere Jahre zurück nach Europa, wo sie sich in Flüsse und Seen begeben und zu Gelbaalen entwickeln.
Gefährdungsstatus
Der Europäische Aal gilt laut IUCN als „vom Aussterben bedroht“ (Critically Endangered). Hauptursachen sind Wanderhindernisse (Wehre, Kraftwerke), Gewässerverschmutzung, Parasiten (z. B. Schwimmblasenwurm), Überfischung und Klimawandel. Der Bestand ist in den letzten Jahrzehnten dramatisch zurückgegangen.